Ein Beitrag zum Thema Hundebegegnungen

Seit gestern Nachmittag bin ich aufgewühlt und finde keine Ruhe.
 
Warum? Weil es so viele unaufmerksame, ignorante Hundehalter gibt.
 
Deshalb habe ich mich entschlossen, meinem Ärger Luft zu machen.
Und wo ginge das besser als hier, wo ich viele Menschen erreichen kann?
Die Welt besteht nunmal nicht nur aus hübschen Hundebildern, also gebe ich einem wichtigen Thema hier ein wenig Raum. Das Bild dient der Aufmerksamkeit.
 
Folgendes ist uns gestern passiert:
 
Wir waren mit Sandy und Fynn, der Chihuahuahündin meiner Schwägerin, in einem unerwartet stark besuchten Gebiet spazieren.
Unsere beiden liefen abwechselnd frei und angeleint, je nachdem, wie viel gerade los war.
Fynn hatte einen schlechten Tag, keine Lust zu laufen, sie hat gefroren und hatte entsprechend schlechte Laune. Sie war gerade an der Leine.
Sandy lief frei und erkundete die Gegend.
Schon von Weitem sah ich 2 Hunde miteinander spielen, locker noch 100 m von uns entfernt. Sandy haben wir daraufhin angeleint.
Ich finde, das gehört sich so. Sandy ist gut abrufbar und es wäre auf diese Distanz sicher noch nicht nötig gewesen. Warum soll ich aber lange warten? Das Anleinen tut niemandem von uns weh.
Die beiden Hunde, einer etwas kleiner als Sandy und einer kaum größer als Fynn schienen sich zunächst auch nicht für uns zu interessieren. Sie spielten weiter und wir liefen mit 50 m Entfernung vorbei.
Als wir aber auf etwa gleicher Höhe des Weges waren, entdeckten die beiden Hunde uns. Und da leider von den Besitzern die ganze Zeit niemand nach den Hunden gesehen hatte, konnten sie ungehindert auf uns zurennen.
Sandy mag diesen direkten Kontakt zu Hunden nicht. Glücklicherweise hat sie eine sehr lange Zündschnur und wird in aller Regel beim Abwehren nur laut und nicht gewalttätig. Sie bellte also, verwarnte den anderen Hund immer wieder, wich aus. Den fremden Hund bekam ich leider nicht zu fassen, so musste Sandy deutlich zu lange bellen, ausweichen, bellen, ausweichen. Parallel dazu suchte sich der kleinere Hund Fynn als Opfer. Die hing mit eingezogener Rute an der Leine und wollte nur noch im Erdboden versinken, während der andere Hund sich ungehindert über sie beugte.
Vielleicht hätte man hingreifen können. Ich persönlich mag aber fremde Hunde nicht unbedingt einfach so anfassen und festhalten, ich hänge an meiner Gesundheit.
Nach einer gefühlten Ewigkeit und endlosen erfolglosen Versuchen der Besitzer, ihre Hunde zurück zu rufen, erbarmte sich schließlich eine der beiden, wenigstens mal auf uns zuzukommen.
Die Bitte meiner Schwägerin, ihren Hund anzuleinen, da ihr das Ganze unangenehm ist, wurde lediglich mit den Worten „ich krieg die nicht“ kommentiert.
Wie kann es denn sein, dass man 1. null Einfluss auf seinen Hund hat und ihn trotzdem frei laufen lässt und 2. in so einer Situation auch noch so teilnahmslos reagiert?
Bis dann beide Hunde wieder bei ihren Besitzern waren, lagen bei uns die Nerven blank. Bei meinem Freund, weil er sich hilflos fühlte, bei meiner Schwägerin, weil sie Angst um ihren Hund hatte und bei mir weil ich mal wieder nicht deutlich genug war. Und weil ich mich in solchen Situationen immer wieder dabei erwische, wie ich mir einen großen, schwarzen Hund mit kürzerer Zündschnur wünsche statt meines lammfrommen Golden Retrievers.
Gerade raus aus dieser Situation, wir waren etwa 300 m weit gekommen, lief eine kleine Menschengruppe mit einem angeleinten Labrador auf uns zu. Kaum hatte ich die Feststellung „Da kommt noch ein Hund. Aber der ist angeleint.“ ausgesprochen, leinte die Besitzerin das Tier ab. Der Labbi stürmte in unsere Richtung, voller Galopp, Sandy und Fynn schon total angespannt… glücklicherweise interessierte sich dieses Exemplar nicht für uns und wir konnten unbeschadet weiter gehen.
Das war allerdings immer noch nicht genug. Wieder ein paar hundert Meter weiter sahen wir eine kleine Gruppe Menschen mit 2 Hunden, ein Labrador und ein Airedale Terrier. Dazu 4 Erwachsene sowie kleinere Kinder. Die beiden Hunde spielten unangeleint mitten auf dem schmalen Waldweg. Ich bemerkte, wie meine Schwägerin und mein Freund steif wurden, die Situationen zuvor hatten sie zu viele Nerven gekostet. Ich kann solchen Stress besser in Mut umwandeln und werde eher lauter als leiser.
Die kleine Gruppe registrierte uns und … nichts passierte. Aber wir mussten nun mal da lang… Also allen Mut zusammengenommen, den anderen ein Stück vorausgeeilt und die Gruppe angesprochen: „Können Sie bitte die Hunde anleinen? Wir hatten gerade schon einen Crash, wir sind bedient.“ Der Labbi wurde angeleint, der Terrier angewiesen, sich zu setzen. Eine Antwort bekam ich nicht.
Mitten auf dem Weg. Kein Schritt zur Seite, damit Platz wäre um vorbei zu laufen. Ich dachte, OK, zumindest reagieren sie… und bedankte mich. Keine Reaktion. Kein Verständnis. Als die beiden mit unseren Hunden dann vorbei wollten gab es natürlich trotzdem Spannung, Sandy musste ja gezwungenermaßen mit höchstens 2 Metern Abstand an den beiden fremden Hunden vorbei und ihr Nervenkostüm war dank aller Situationen vorher total hinüber
Wir haben uns hinterher noch darüber unterhalten und ich bin mir sicher, über uns wurde der Kopf geschüttelt, weil wir mit unseren „unverträglichen Hunden“ in einem solchen Gebiet überhaupt unterwegs waren.
 
Vor ein paar Tagen hatte ich mitten in Bretzfeld übrigens eine ähnliche Situation. Es herrscht – für alle die nicht lesen können – an der Bürgerwiese/Spielplatz/Sportplatz Leinenpflicht. Nein, es ist nicht OK, wenn ein Hund unangeleint auf meinen losstürmt, mit gestelltem Kamm, und sie bedrängt. Nein, es ist nicht OK, dass man mir auf meine Bitte, den Hund anzuleinen, zuruft „der tut nix“. Und Nein, es ist nicht OK, mir zu sagen ich soll mich abregen, wenn ich daraufhin deutlich erbost „Aber meine vielleicht!“ zurückbrülle.
 
Und Eines möchte ich unbedingt klarstellen:
Mein Hund und ich wollen zu niemandem, wirklich niemandem den wir nicht aktiv ausgesucht haben, irgendeine Art von Kontakt.
Das hat nichts damit zu tun, dass einer von uns nicht sozial wäre oder dass wir unfreundlich sind.
Viel mehr sind diejenigen unfreundlich, die auf mein „Danke“ nicht mal ein einfaches „Bitte“ rausbringen. Die rücksichts- und verständnislos mit Scheuklappen durch die Gegend laufen.
 
Ich würde wirklich gern wissen, was passiert, wenn man einfach so auf diese Leute zurennt, sie umarmt, sie fragt, ob sie gerade menstruieren, an intimen Stellen berührt und ähnliches.
 
Bitte entschuldigt den Roman – aber dieser Mangel an Respekt und Verständnis für die Gesellschaft macht mich so unfassbar traurig und wütend, dass ich mir mal Luft machen musste.
 
Danke, für alle die bis hierhin durchgehalten haben! 🙂
 
PS: Ein dickes Danke an dieser Stelle an alle Radfahrer, die gestern an uns vorbeigefahren sind und sich bedankt haben, dass wir den Weg frei gemacht haben. Ihr wisst gar nicht, wie gut das tat! Und natürlich an all die Hundebesitzer die uns schon begegnet sind und sich einfach höflich und gut verhalten haben! Sandy und ich helfen auch immer gern als Übungsobjekte für Hunde, die noch ein bisschen Ruhe und Konzentration auf den Besitzer bei Hundebegegnungen lernen müssen. Von dieser Sorte hatten wir schon einige und jedes Mal tut es mir wahnsinnig leid, dass man keine Gelegenheit hatte, Kontaktdaten auszutauschen…